Einen Finanzplan erstellen – das Fundament des Businessplans

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Helena Kleine

Veröffentlicht am 25. Juni 2025

Halber Taschenrechner auf grünem Untergrund

Der Finanzplan ist ein zentrales Element Ihres Businessplans – und einer der wichtigsten Bausteine auf dem Weg zu einem erfolgreichen Unternehmen. Er zeigt, mit welchen Zahlungsströmen Sie rechnen, welchen Kapitalbedarf Sie haben und ob Ihr Geschäftsmodell wirtschaftlich tragfähig ist. Vor allem bei Gesprächen mit Banken und Investor:innen kommt ihm große Bedeutung zu – er liefert die Grundlage für Finanzierungsentscheidungen und macht die Zukunftsfähigkeit Ihres Unternehmens sichtbar.

Doch nicht nur extern ist der Finanzplan relevant. Auch intern bietet er klare Orientierung: Er hilft Ihnen, unternehmerische und finanzielle Ziele zu definieren, Investitionen zu planen und auf Kurs zu bleiben – auch in schwierigen Phasen.

Klar ist: Einen soliden Finanzplan zu erstellen erfordert Zeit, verlässliche Daten und ein gutes Maß an Vorstellungskraft. Aber der Aufwand lohnt sich – nicht nur, weil er Vertrauen schafft, sondern weil er Sie in Ihrer unternehmerischen Steuerung entscheidend unterstützt.

Was ist ein Finanzplan?

Die Finanzplanung eines Unternehmens ist im Grunde der finanzielle Teil des Businessplans. Sie nutzt reale Finanzdaten und fundierte Prognosen, um die übrigen Aspekte Ihres Geschäftsplans in einen greifbaren Zusammenhang zu setzen.

Das Entscheidende: Sie ist zukunftsorientiert. Zwar fließen vorhandene Buchhaltungszahlen und Ihre bisherigen Erfahrungen in die Planung ein – doch handelt es sich keineswegs um eine bloße Kopie der bestehenden Finanzdaten. Stattdessen betrachten Sie Ihre unternehmerischen Ziele und legen fest, welches Investitionsniveau Sie bereit sind einzugehen, um diese zu erreichen.

Das bedeutet jedoch nicht, dass Finanzpläne frei erfunden sind. Im Gegenteil – gerade dieser Abschnitt Ihres Businessplans ist besonders stark in der Realität verankert.

Wann wird ein Finanzplan erstellt? 

Den ersten Finanzplan erstellen Unternehmer:innen normalerweise direkt in der Gründungsphase – im Rahmen ihres ersten Businessplans. Er hilft, die eigene Geschäftsidee auf ihre Wirtschaftlichkeit zu prüfen.

Beispiel:

Möchte eine Gründerin beispielsweise nachhaltige Yogamatten in der EU produzieren lassen, sollte sie im Finanzplan neben Herstellungskosten auch Kosten für die Vermarktung und den Vertrieb sowie Transport erfassen. Möglicherweise fällt dann bereits auf, dass die Matten nur dann zu einem realistischen Marktwert angeboten werden können, wenn sie direkt große Stückzahlen bestellt. Und somit wäre klar, dass sie auf Fremdfinanzierung angewiesen ist – eine wichtige Erkenntnis vor Unternehmensgründung.

Neben der eigenen Plausibilitätsprüfung in der Gründungsphase kommen Finanzpläne aus folgenden zwei Gründen zum Einsatz:

Finanzplan als Information für Investoren und Banken

Wer Ihnen Geld gibt, will verstehen, was genau damit passiert und ob sich das Risiko lohnt. Daher geht jeder Investition und jedem größeren Kredit eine Prüfung Ihres Businessplans voraus. Und der Finanzplan innerhalb eines Businessplans belegt alle vorher erläuterten Strategien und Annahmen mit wichtigen Zahlen und Fakten.

Ein Aufsatz darüber, wie intelligent Ihre Marketingstrategie ist und warum Instagram-Influencer Ihre Umsätze durch die Decke treiben werden, ist schön und gut. Aber letztendlich ist es der Finanzteil des Businessplans, der diese Annahmen untermauert und Geldgeber überzeugt.

Finanzplan als internes Controlling-Instrument

Finanzpläne sind letztendlich nicht mehr als eine Prognose von Einnahmen und Ausgaben für einen bestimmten Zeitraum. Sie können als Grundlage für Budgets dienen, finanzielle Risiken aufdecken oder die Notwendigkeit für Fremdfinanzierungen sichtbar machen. Insgesamt helfen sie also, fundierte Entscheidungen zu treffen und ein Unternehmen profitabel zu führen.

Wenn Sie Ihren Finanzplan mit den tatsächlichen Zahlen einer Geschäftsperiode vergleichen, sehen Sie, an welchen Stellen Sie sich verschätzt haben und können diese Erkenntnis für den nächsten Planungszyklus mit aufnehmen.

Person erstellt handschriftlich eine Checkliste zur Finanzplanung in einem karierten Notizbuch – symbolisch für strukturierte Budgetplanung und Ausgabenkontrolle.

Voraussetzungen für einen sinnvollen Finanzplan

Während Gründerinnen und Gründer den Businessplan oft noch selbst erarbeiten, werden in etablierten Unternehmen Steuerfachleute und Finanzexpert:innen mit herangezogen. Egal, wer mit der Aufgabe betraut wird und wie groß oder komplex ein Unternehmen auch sein mag – damit das Projekt Finanzplan gelingen kann, müssen zunächst mindestens zwei Voraussetzungen erfüllt werden:

  1. Ein klares Ziel vor Augen: Ob 40% Wachstum, die Erschließung eines neuen Marktes, der Aufbau eines neuen Online-Shops oder gleich alle drei Ziele zusammen: Die Finanzplanung muss sich an Ihren Unternehmenszielen ausrichten. Nur, wenn diese klar definiert sind, kann auch produktiv geplant werden.

  2. Kenntnis über Ihre Kosten: Gründerinnen und Gründer können sich nur auf Annahmen und Branchen-Benchmarks stützen. Alle anderen Unternehmen sitzen jedoch auf einem wahren Schatz: historischen Ausgabedaten. Nur, wenn diese sauber getrackt und entsprechend dokumentiert wurden, kann der nächste Finanzplan sich darauf stützen. Daher ist es wichtig, so schnell wie möglich einen Prozess zum Ausgabenmanagement zu etablieren

Der Aufbau eines Finanzplans

Die Erstellung eines Finanzplans ist gesetzlich nur für die öffentliche Verwaltung vorgeschrieben, ansonsten aber freiwillig. Dementsprechend gibt es keinen offiziell vorgegebenen Aufbau und keine festgelegte Form.

In der Praxis hat sich aber folgende grobe Struktur durchgesetzt. Ein Gründungs-Finanzplan wird in Teilen kürzer ausfallen und mit größeren Ungenauigkeiten rechnen müssen:

  1. Vorbericht

  2. Umsatzplanung

  3. Kostenplan

  4. Investitionsplan

  5. Liquiditätsplanung

  6. Kapitalbedarf

  7. Finanzierungsplan

  8. Rentabilitätsrechnung

1. Vorbericht (optional)

Im Vorbericht werden die aktuellen Vermögens- und Kapitalwerte des Unternehmens aufgelistet und die derzeitige finanzielle Situation (Liquidität) festgehalten. Im Gegensatz zu den restlichen Teilen des Finanzplans handelt es sich hier nicht um eine Prognose, sondern die Darstellung des Status Quo. Demnach ist dieser Punkt nicht unbedingt Teil der Finanzplanung und entfällt selbstverständlich beim Finanzplan zur Gründung.

2. Umsatzplanung

Der Umsatzplan zeigt – wie der Name schon sagt – mit welchen Umsätzen Ihr Unternehmen rechnet, aufgeschlüsselt nach verschiedenen Einnahmequellen wie Produkten und Dienstleistungen sowie nach Märkten. Multiplizieren Sie dafür die geplanten Stunden, Abos oder Produktverkäufe mit den vorher kalkulierten Preisen.

3. Kostenplan

Im Kostenplan stellen Sie direkte Kosten, Personalkosten, Marketingkosten, Betriebskosten etc. auf. Folgen Sie dabei am besten unserer Anleitung zur Erstellung eines Ausgabenplans. Es empfiehlt sich, hier auch eine Deckungsbeitragsrechnung und damit verbunden die Gewinnschwelle mit aufzuführen. Am Ende dieses Schrittes haben Sie automatisch Ihre Plan-Gewinn-und-Verlustrechnung (GUV) erstellt. Der Übersichtlichkeit halber können Sie die GuV in einer Tabellenkalkulation in den Finanzplan einfügen.

4. Investitionsplan

Als Investitionen gelten Ausgaben für Anlagegüter wie Immobilien, ein Fuhrpark oder die Büroausstattung. Im Investitionsplan sollte jede derartige Ausgabe mit Investitionswert, Abschreibung und Buchwert (Restwert) zum jeweiligen Stichtag (z.B. dem ersten jeden Jahres) vermerkt werden.

5. Liquiditätsplanung

Die Liquiditätsplanung dient dazu, die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens zu jedem Zeitpunkt sicherzustellen und die verschiedenen Einzahlungen und Auszahlungen zeitgerecht einzuordnen. Dabei umfasst der Liquiditätsplan alle Ein-und Auszahlungen innerhalb der im Finanzplan prognostizierten Periode.

Auf der einen Seite werden liquide Mittel aus Bank- und Barguthaben mit Einnahmen aus Umsatzerlösen, Privat- und Gesellschaftereinlagen, Zins für Kapital und sonstige Einzahlungen erfasst. Davon abgezogen werden Ausgaben für Betriebsmittel, Investitionen, Tilgungszahlungen, Steuern, private Entnahmen, Personalkosten, Wareneinkauf, etc.

6. Kapitalbedarf

Im besten Fall steht am Ende der Liquiditätsplanung ein Überschuss – dann brauchen Sie sich um Fremdkapital keine Gedanken zu machen. Entsteht jedoch ein Fehlbetrag, muss dieser durch weiteres Kapital ausgeglichen werden. Das können weitere Eigenkapitaleinlagen, Bankkredite, Investitionen oder Förderungen sein.

7. Finanzierungsplan

Im Finanzierungsplan erfassen Sie die verschiedenen Fremdfinanzierungen, mit denen Sie Ihren Kapitalbedarf decken wollen. Darunter können Fördergelder, Investitionen, und Bankkredite fallen. Am Ende des Finanzierungsplans haben Sie Ihre Plan-Bilanz erstellt. Auf Soll- und Habenseite steht jetzt – wenn alles gut gegangen ist – die gleiche Zahl.

8. Rentabilitätsrechnung

Der Rentabilitätsplan zeigt auf einen Blick, dass Ihre Geschäftsidee bzw. Ihre Planung für die nächste Geschäftsperiode wirtschaftlich Sinn ergibt. Hier werden alle bereits ermittelten Zahlen auf Jahresbasis gegenübergestellt.

Die Rentabilitätsplanung zeigt als Ergebnis das prognostizierte Betriebsergebnis vor und nach Steuern sowie die Bruttomarge, EBITDA-Marge (EBITDA = Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization) und die Nettoumsatzrendite im nächsten Jahr bzw. über die nächsten Jahre hinweg.

So überzeugt Ihre Finanzplanung Investoren und Banken

Neben korrekter Mathematik überzeugt ein Finanzplan durch Kommentare an der richtigen Stelle und übersichtliche Visualisierungen.

Im Businessplan beschreiben Sie Ihre Strategie und auf welchen Annahmen diese fußt. Die Zahlen im Finanzplan sollten natürlich auf der Strategie aufbauen und nicht allzu erklärungsbedürftig sein. Trotzdem kann es hilfreich sein, gewisse Rechnungen zu kommentieren, sofern sie sich nicht aus dem restlichen Businessplan ergeben. Eventuelle Fragen und Unklarheiten sollten beseitigt werden, bevor sie potenzielle Geldgeber verunsichern und so abschrecken können.

Visualisierungen wie Balkendiagramme oder Graphen verfolgen ein ähnliches Ziel: Sie verdeutlichen, in welche Richtung Ihr Business sich bewegt und machen Ihren Finanzplan leichter verständlich und greifbar.

Fazit

Wie wir gesehen haben, bilden die finanziellen Kennzahlen einen zentralen Bestandteil Ihres gesamten Businessplans – ohne sie wird es schwierig, die Leistung Ihres Unternehmens objektiv zu bewerten.

Natürlich erfordert dieser Prozess auch vorausschauende Planung – Sie können sich nicht allein auf die heutigen Zahlen verlassen. Doch das ist keineswegs gleichbedeutend mit bloßem Rätselraten. Wenn Sie bewährte Methoden anwenden und verschiedene mögliche Entwicklungen einbeziehen, entsteht ein klarer Fahrplan, der Sie auf direktem Weg zu nachhaltigem Unternehmenserfolg führen kann.

Der nächste Schritt: konsequent an der Umsetzung arbeiten, Erfolge messen und den Finanzplan regelmäßig aktualisieren.

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